Mein Leben mit Ziegen

Wenn man mit Tieren lebt, dann ist das Leben seltenst langweilig.. und oft sind es wundervolle Erlebnisse mit Tieren..heute dann speziell mit Ziegen.. nein, mit Ziegenkindern!
Eines morgens komme ich in den Ziegenstall und will die Ziegen füttern…, wie immer, jeden morgen stehen 45 Augenpaare im Stall , schauen mich an und begrüssen mich mit einem freundlichen Gemecker.    Naja, freundlich? ein wenig schon, aber natürlich mit dem Hintergedanken, endlich gibt es frisches Heu.. das was da seit gestern abend im Trog liegt ist nicht mehr gut genug..eben typisch Ziege!
Während ich frisches Heu hinlege, sehe ich plötzlich was im Stall liegen.. was das sonst nicht da lag.. klein, leblos!!
PANIK!
Ich renne sofort hin und sehe ein kleines, frisch geborenes Zicklein, ein Frühchen!! Ganz dünne Beine und die Zähne noch im Zahnfleisch drin, also definitv zu früh geboren! und vorallem.. leblos…
Ich hebe es hoch, um es aus dem Stall zu tragen, und es …MECKERT!! ganz leise, aber es lebt noch.. eisekalt ist es! ich renne rein, meine 2 Kinder springen sofort auf und helfen mir, denn jetzt heisst es: schnell sein!!!!
Das Zicklein legen wir in eine warme Badewanne (ok es war ein Wäschekorb, weil so ein 500 gramm Zicklein in der Badewanne doch etwas verloren ginge). Wichtig ist, das ganze Lamm muss komplett im Wasser liegen, ausser natürlich der Kopf!
Meine Kinder mussten immer warmes Wasser nachgiessen, da das arg kalte Zicklein auf jeden Fall warm werden muss!!!! Die Kinder schauten auch im Stall welche Ziege verlammt hatte, und markierten sie für mich (Meine Mädels sind gerade 7 und 9 geworden, also Hut ab vor meinen zwei Helden!)
Das Zicklein lag auch nach 10 min nach arg schlaff in der warmen Wanne, aber es meckerte und zeigte enormen Lebenswillen..die Chancen bei einem Frühchen stehen immer 50/50.. eher schlecht wie gut … aber versuchen muss man es immer!!!
Nach einer Stunde in der warmen Wanne konnte es selbst den Kopf heben und strampelte schon. Also raus damit und trocken föhnen! In der Zwischenzeit taute die Kuhbiestmilch auf und wir konnten diesem kleinen lebensbejahendem Zicklein ein klein wenig Biestmilch geben!
Zum Glück liegen bei uns in der Besteckschublade immer Zicklein Nuckel… so dass alles schnell und reibungslos lief. Der Saugreflex war da, das ist immer ein gutes Zeichen!
Nun versuchten wir das Zicklein auf seine 4 arg dünnen und sehr wackeligen Beinchen zu stellen.. es wollte!! aber die Beine noch nicht so recht, aber das wird, da waren wir uns sicher.
nach 2 Stunden wurde das Zicklein (ein Mädchen! ich bin mir sicher ein Bocklamm hätte es nicht geschfft  ) wieder kalt.. also.. starke Überwindung.. aber nochmal das bereits trockene Lamm in die warme Wanne legen! Das ist wirklich wirklich schwer, ein flauschiges, trockenes Zicklein in die nasse Wanne zu legen, aber es musste sein und so hatten wir es recht schnell wieder auf normaler Körpertemperatur!
Nun lag die kleine Ziege auf einer Wärmflasche, neben dem Ofen, schön zugedeckt.. schlief unheimlich viel, und ich, die böse Ziehmutter, weckte es alle 2 Stunden, damit ein paar Tropfen Milch in das kleine Kind kommen.
Die Steh,- und Laufübungen sorgten hier für alle sehr zur Erheiterung, da die kleine Ziege immer rennen wollte, und springen, und ihr dabei die Beine aber den Dienst quittierten..
Eine kleine, freche, lebensfrohe Ziege.. die mir aber arge Sorgen machte, weil sie so unheimlich schlecht trank und der Saugreflex zwischenzeitlich ganz weg war 🙁 und wer nicht trinkt kann nicht leben!)
Am 3. tag war sie so schlecht drauf, das ich dachte, sie schafft die Nacht nicht.. den ganzen Tag kaum was getrunken und auch nachts sehr wenig ….aber mein Motto heisst: Weiter machen! Wir schaffen das!
….leider gibt es natürlich auch die Zeiten wo man es nicht schafft , aber zumindest kann man sich dann sagen, das man alles versucht hat.. ich nenne diese zeit immer die Zeit der Extreme…                                  HIMMELHOCH JAUCHZEND… ZU TODE BETRÜBT…
Am nächsten morgen traute ich mich kaum in die Schlafbox unserer Hausziege zu schauen…Meine jüngste Tochter sagte auch ich solle zuerst schauen, bevor sie aufsteht…
….aber  das kleine starke Zicklein meckerte mich an! … und an Tag 4 trank sie wenig, aber regelmässig und so, dass ich wieder Hoffnung schöpfte! Sollte sie doch am 5. Tag abends zu ihrer neuen Aufzuchtfamilie ziehen!
Unser kleines Sorgenkind wurde am 5. Tag ihres Lebens von wundervollen Menschen mitgenommen, und diese haben nach genauer Einweisung nun das täglich Füttern übernommen! Die kleine Kämpferin ist mittlerweile fast 14 Tage alt, lebt noch immer im Wohnzimmer, und ärgert die Hunde dort. Hört “fast” auf´s Wort und sorgt dafür, das alle immer was zum Schmunzeln haben!
Sie wird, wenn sie gross genug ist, auch nach draussen zu den anderen Ziegen ziehen und dort dann mit Sternchen und Lucky (die ebenfalls einen Badewannenstart ins Leben hatte) leben!
Es lohnt sich immer !! zu kämpfen, auch wenn man dabei oft an seine Grenzen kommt….aber wenn man es dann schafft, ein Leben zu retten, dann ist es jede Mühe wert!!!

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